ChatGPT bekommt einen eigenen App Store und eröffnet eine neue Ära für KI-Plattformen
OpenAI hat mit der Einführung eines integrierten App Stores direkt in ChatGPT einen der bedeutendsten Schritte seit der Veröffentlichung des KI-Chatbots gemacht. Diese Neuerung hebt ChatGPT aus der Rolle eines reinen textbasierten Assistenten heraus und positioniert es als plattformübergreifende digitale Plattform. Die Idee geht weit über klassische Chat-Funktionen hinaus und könnte die Art verändern, wie wir digitale Dienste nutzen.
Was genau ist der App Store in ChatGPT?
Statt dass Nutzer zwischen verschiedenen Websites und Anwendungen wechseln, bündelt ChatGPT jetzt externe Services direkt im Chat-Interface. Die neue App-Verzeichnisfunktion erlaubt es, Apps wie Spotify, Apple Music, Adobe Photoshop, Canva, Booking.com, DoorDash oder Dropbox direkt im Chat zu öffnen und zu nutzen. Diese Apps sind entweder über das Tools-Menü erreichbar oder erscheinen kontextabhängig, wenn ChatGPT erkennt, dass sie hilfreich sein könnten.
Was sich zunächst technisch trocken anhört, bedeutet praktisch: Nutzer können innerhalb einer Unterhaltung Aktionen ausführen, die früher einen Wechsel in eine andere App oder einen Webbrowser erfordert hätten. Man könnte zum Beispiel eine Playlist erstellen, ein Foto bearbeiten, ein Restaurant reservieren oder eine Bestellung aufgeben, während man gleichzeitig mit der KI chattet.
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Wie unterscheidet sich das von bisherigen Angeboten?
OpenAI hatte bereits zuvor mit dem GPT Store eine Art Marktplatz für KI-basierte Tools und sogenannte Custom GPTs eingerichtet. Dieser war mehr eine Sammlung spezialisierter Chatbots, die Aufgaben wie Textgestaltung, Recherche oder Unterricht simulieren konnten.
Die neuen Apps im ChatGPT-App Store hingegen sind echte interaktive Anwendungen, die auf externe Dienste zugreifen und dort Aktionen ausführen können – ähnlich wie native Apps auf einem Smartphone.
Dieses Modell bringt mehrere entscheidende Unterschiede:
- Interaktive Funktionen: Die Anwendungen bieten echte Bedienoberflächen und Funktionen wie in klassischen Apps.
- Kontextuelle Einbindung: ChatGPT kann Apps basierend auf dem Gesprächsverlauf vorschlagen.
- Einheitliche Nutzererfahrung: Alles passiert im selben Chat-Fenster – kein App-Wechsel, keine separate Navigation notwendig.

Entwickler, Monetarisierung und Zukunftsperspektiven
Der Erfolg eines App-Ökosystems hängt stark davon ab, wie Entwickler und Unternehmen eingebunden werden. OpenAI bietet dafür ein Apps SDK an, mit dem Entwickler ihre Dienste in ChatGPT integrieren können. Später im Jahr sollen Entwickler zudem Apps zur Veröffentlichung einreichen können – inklusive Optionen zur Monetarisierung.
Das Konzept der Monetarisierung ist ein interessanter Punkt, weil es OpenAI ermöglicht, Einnahmen ähnlich wie bei klassischen App Stores zu erzielen, etwa durch Provisionen, In-App-Käufe oder sogar native Kaufvorgänge innerhalb des Chats via sogenanntem Agentic Commerce Protocol.
Wie Nutzer und Anwendungen davon profitieren
Für Endnutzer bedeutet die Integration von Apps in ChatGPT vor allem Zeitersparnis und Komfort. Informationen und Aktionen können direkt im Dialog abgearbeitet werden, ohne zwischen verschiedenen Plattformen wechseln zu müssen. Darüber hinaus eröffnet es die Möglichkeit, komplexe Aufgaben – wie Reiseplanung oder Multiservice-Workflows – sprachgesteuert und kontextbezogen zu delegieren.
Auch für Entwickler ergeben sich neue Chancen: ChatGPT dient als Vertriebskanal mit riesiger Reichweite und kann Anwendungen vor einem globalen Publikum präsentieren, ohne dass Nutzer erst im App Store suchen müssen.
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Herausforderungen und offene Fragen
Trotz des Potenzials gibt es noch Unklarheiten. Die Monetarisierungsmodelle sind noch nicht vollständig ausgereift, und OpenAI hat hierzu keine endgültigen Details veröffentlicht. Zudem werfen Plattformen, die eng mit persönlichen Daten arbeiten, Datenschutz- und Sicherheitsfragen auf – ein Aspekt, der bei klassischen App Stores streng geregelt ist, bei KI-Integrationen jedoch neu ist.
Auch für Entwickler stellt sich die Frage, wie sich Apps im ChatGPT-Ökosystem differenzieren können. Insbesondere wenn sich Dienste wie Spotify oder Adobe bereits stark integriert haben, könnten kleinere Anbieter Schwierigkeiten haben, sich zu positionieren.

ChatGPT weiterhin auf dem Vormarsch
Mit dem Start des ChatGPT-App Stores hat OpenAI nicht nur eine neue Funktion präsentiert, sondern einen Paradigmenwechsel eingeläutet. Chatbots werden so zu einem zentralen integrierten Zugangspunkt für digitale Dienste, nicht nur zu einem Frage-Antwort-Tool. Dieser Schritt kann die Art verändern, wie Menschen digitale Services nutzen – weg von separaten Apps und hin zu kontextbezogenen, KI-gestützten Interaktionen.
Langfristig könnte dies zu einer Plattform führen, die in ihrer Bedeutung an Apples App Store oder Googles Play Store heranreicht – jedoch mit dem Unterschied, dass hier nicht nur Apps gelistet werden, sondern sie Teil eines intelligenten Nutzererlebnisses sind. Wie sich das Ökosystem entwickelt, hängt davon ab, wie schnell Entwickler teilnehmen, wie OpenAI Monetarisierung umsetzt und wie Nutzer diese Form der Interaktion annehmen.
Für Unternehmen dürfte der App Store in ChatGPT ein Signal sein, KI-Integration als strategische Priorität zu betrachten – und für Nutzer eröffnet sich ein Blick auf eine Zukunft, in der digitale Services nicht mehr getrennt, sondern intelligent verknüpft und kontextuell nutzbar sind.














