Google beendet Privacy Sandbox: Das Ende einer gescheiterten Datenschutz-Vision
Googles ambitioniertes Projekt „Privacy Sandbox“ gehört nun endgültig der Vergangenheit an. In einem offiziellen Update auf der Projektwebseite teilte Anthony Chavez, Vizepräsident bei Google, mit, dass die verbliebenen Technologien der Initiative aufgrund „geringer Akzeptanz“ eingestellt werden.
Gegenüber AdWeek bestätigte ein Unternehmenssprecher, dass damit nicht nur einzelne Funktionen, sondern das gesamte Privacy-Sandbox-Programm beendet wird. Man werde sich künftig weiterhin auf den Ausbau des Datenschutzes in Chrome, Android und im Web konzentrieren, jedoch ohne die bisherige Privacy-Sandbox-Marke fortzuführen.
In der Mitteilung dankt Google allen Beteiligten, die zur Entwicklung beigetragen haben, und kündigt an, weiterhin eng mit der Branche zusammenzuarbeiten, um neue offene Webtechnologien zu fördern, die sowohl Datenschutz als auch wirtschaftliche Stabilität unterstützen sollen.
Rückblick: Was die Privacy Sandbox eigentlich war
Die Privacy Sandbox wurde 2019 vorgestellt, um langfristig Drittanbieter-Cookies zu ersetzen. Geplant war ein System, das personalisierte Werbung ermöglichen sollte, ohne Nutzerdaten direkt preiszugeben.
Dazu entwickelte Google mehrere offene Standards und Programmierschnittstellen, die Werbetreibenden Einblicke in Interessen und Verhalten geben sollten – jedoch anonymisiert und ohne individuelle Identifizierung. Ziel war es, ein Gleichgewicht zwischen Datenschutz, Werbeeinnahmen und Nutzererlebnis zu schaffen.
Doch das Projekt stieß früh auf Widerstand. Sowohl die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (CMA) als auch das US-Justizministerium äußerten Bedenken, dass Googles Ansatz kleineren Werbetreibenden schaden und die Marktmacht des Konzerns weiter ausbauen könnte. Dadurch verzögerte sich die geplante Abschaffung der Cookies mehrfach.

Der Wendepunkt im Jahr 2024
Im Jahr 2024 änderte Google seine Strategie grundlegend. Statt Cookies abzuschaffen, führte das Unternehmen eine neue Benutzeroberfläche in Chrome ein, die den Anwendern selbst die Entscheidung über den Einsatz von Drittanbieter-Cookies überlässt.
Im April desselben Jahres folgte schließlich die endgültige Bestätigung: Google werde keine technischen Änderungen mehr an der Cookie-Verwaltung in Chrome vornehmen und stattdessen bei der bestehenden Auswahlmöglichkeit bleiben. Zu diesem Zeitpunkt betonte das Unternehmen noch, dass die Privacy Sandbox als langfristige Forschungsplattform fortgeführt werde – ein Versprechen, das nun nicht mehr gilt.
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Das endgültige Aus
Mit der jüngsten Entscheidung hat Google den Stecker gezogen. Chavez erklärte, man werde zwar weiterhin aus den bisherigen Erkenntnissen lernen, die zugrundeliegenden Technologien der Privacy Sandbox jedoch nicht weiterentwickeln oder anbieten.
Damit endet auch die Arbeit an zentralen Bestandteilen wie der Topics API, FLEDGE und dem Attribution Reporting, die ursprünglich das Rückgrat der neuen Werbeinfrastruktur bilden sollten.
Auswirkungen auf Nutzer und Werbeindustrie
Für Nutzerinnen und Nutzer von Chrome ändert sich vorerst nichts. Drittanbieter-Cookies bleiben bestehen, und Datenschutzoptionen können weiterhin individuell in den Browsereinstellungen verwaltet werden.
Für Werbetreibende und Website-Betreiber bedeutet das Ende der Privacy Sandbox jedoch einen Kurswechsel: Anstelle eines völlig neuen Werbemodells bleibt das bestehende System erhalten. Google will künftig auf schrittweise Verbesserungen innerhalb bestehender Strukturen setzen, statt ein komplett neues Framework aufzubauen.

Ein stilles Ende eines großen Vorhabens
Was 2019 als Meilenstein für ein datenschutzfreundlicheres Web begann, endet 2025 unspektakulär. Die Privacy Sandbox sollte die Zukunft der Online-Werbung prägen und den Umgang mit Nutzerdaten revolutionieren. Doch nach Jahren voller Verzögerungen, Kritik und unklarer Ergebnisse zieht Google nun einen Schlussstrich.
Die Vision eines Webs ohne Drittanbieter-Cookies bleibt bestehen – doch ihr bisher größtes Experiment ist gescheitert.
Quelle: Privacy Sandbox & Engadget